SPORTKREISE Sportliche Highlights zum Weltkindertag Am 22. September feierte Heidelberg den 70. Welt - kindertag, in Anerkennung der Rechte von Kindern und deren Wohl. Das bunte Familienfest, organisiert von der Stadt Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Kulturfenster e.V., verwandelte die Neckarwie- se in Heidelberg von 14 bis 18 Uhr in einen lebendi - gen Ort voller Spiel, Spaß und Gemeinschaft. Unter dem Motto „Mit Kinderrechten in die Zukunft“ prä- sentierten verschiedene Vereine und Organisatio- nen, die einzelnen Kinderrechte und luden zu span- nenden Mitmachaktionen ein. Bei einem Suchspiel hatten die Kinder die Gelegenheit, herauszufinden, welche Kinderrechte mit den verschiedenen Akti vi - täten verknüpft sind, und konnten bei jeder der Sta - tionen einen Stempel abholen. War die Stempel- karte vollständig abgestempelt, so erwartete sie ein kleiner Preis. Auch der Sportkreis Heidel berg war Teil dieser Veranstaltung und vertrat das Recht auf Freizeit und Spiel, denn er setzt sich u.a. aktiv dafür ein, Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu verschiedenen Sportarten und Freizeitaktivitäten zu ermöglichen. Dementsprechend wiesen die von uns angebotenen Mitmachaktionen ebenfalls eine große Vielfältig auf: Sie umfassten die Stationen Bogenschießen, Seilspringen und Torwandschie- ßen. Beim Seilspringen bestand dabei zudem die Möglichkeit, innerhalb von 30 Sekunden so viele Sprünge wie möglich auszuführen, um sich einen Platz in der Bestenliste zu sichern. Eltern konnten sich am Info-Stand über den Sport- kreis Heidelberg, seine Projekte und die umliegen- den Vereine informieren. Empfohlen wurde der Sportweg weiser www.sportkreis-heidelberg.de, der eine Übersicht der Vereine und deren Angebo - te bietet. Abschließend kann festgehalten werden, dass die Veranstaltung ein großer Erfolg war. Viele Familien nutzen das schöne Wetter und beteiligten sich an den Aktionen auf der Neckarwiese. „Mohrle“ war Deutschlands „Sportlerin des Jahres 1963“ Zur Erinnerung an Heidelbergs große Schwim- merin und Trainerin Ursel Wirth-Brunner, die mit 83 Jahren gestorben ist. Heidelberg. Deutschlands „Sportlerin des Jahres 1963“ ist tot. Ursel Wirth-Brunner starb, wie die Familie am Samstag bekannt gab, bereits am 18. September im Alter von 83 Jahren und fand ihre Ruhestätte auf dem Friedhof in Handschuhsheim. Als Ziegelhausen noch eine eigenständige Gemein- de war, erblickte Ursel Brunner dort am 30. Januar 1941 das Licht der Welt. Kaum war der Zweite Welt- krieg vorüber, warf ihr Vater die Vierjährige in den Neckar, um zu sehen, ob sie schon schwimmen konnte. „Ich konnte hundeln und bin nicht unterge - gangen“, freute sich Ursel Wirth-Brunner über ihr Talent, und am 4. Juli 1954, als die deutschen Fuß - baller in Bern-Wankdorf erstmals Weltmeister wur- den, gewann das 13-jährige schmächtige Mädchen im Terrassenbad in Neckargemünd ihre erste Kreis- meisterschaft. 99 deutsche Rekorde Wie der langjährige Wassersport-Mitarbeiter der RNZ, Claus Bastian aus Karlsruhe, als Archivar des Deutschen Schwimm-Verbandes ermittelt hat, ge- wann Ursel Brunner zwischen 1957 und 1964 27 deutsche Meistertitel im Freistil, Delfin- und Rück- schwimmen und stellte 99 deutsche Rekorde auf. Auf des Reporters Frage, ob es nicht vielleicht doch 100 Rekorde gewesen seien, antwortete Ursel Wirth- Brunner Jahrzehnte später: „Nein, nein, Claus hat sich sicher nicht verzählt. Auf seine Akribie konnte man sich verlassen!“ Weil sich Ursel Brunner im Frühling, Sommer und Herbst viele Stunden eines jeden Tages im Freien aufhielt und sich selbst gnadenlos zu einer ebenso schnellen wie ausdauernden „Wasserratte“ ausbil- dete, wurde sie von der Sonne geküsst und mit der Zeit so braun, dass der Reutlinger Radioreporter Sepp Scherbauer sie mit den Sportlerinnen aus Abessinien (heute: Äthiopien und Eritrea) verglich und „Mohrle“ taufte. Sie fand das klasse. Ganz Heidelberg war auf sein „Mohrle“ stolz, als Ursel Brunner, mittlerweile trainiert von dem Heide - berger Hautarzt Dr. Hanns Wirth, als einzige West- deutsche bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom in den 4 x 100-m-Freistil- und 4 x 100-m-Lagen- staffeln schwimmen durfte und mit den drei Mäd- chen aus der Sowjetischen Besatzungszone als Schlussschwimmerin zwei Bronzemedaillen ge- wann. Die beste deutsche Schwimmerin ihrer Zeit wurde von den Sportjournalisten 1963 zu Deutsch- lands „Sportlerin des Jahres“ gewählt. Obwohl sie ihren gütigen Trainer Hanns Wirth 1975 als Lehrerin an der Neuenheimer Mönchhofschule heiratete, hatte sie schon in Rom ihre erste (uner - widerte) Liebe gefunden. Bei einem Tanzabend im Olympischen Dorf verguckte sie sich in den ein Jahr jüngeren schlanken, leichtfüßig und elegant tan- zenden Cassius Clay, der sich bald nach seinem Olympiasieg von Rom Muhammad Ali nannte und als Profiboxer zum „Größten“ aller Zeiten wurde. So erfolgreich wie als Schwimmerin wurde Ursel Wirth-Brunner als Nachfolgerin ihres Ehemannes als Trainerin des SV Nikar Heidelberg, wo sie 14 Schützlinge – u.a. Marion Aizpors, Uta Schütz, Angelika Knipping, Heike Kurz (heute: Hahn), Gabi Reha (heute: Ottke), Stefan Peter, Peter Knust und Miroslav Rolko – zu deutschen Meisterschaften und sieben Athlet/-innen zu Olympischen Spielen führte. Stefan Peter gewann 1984 in Los Angeles Bronze mit der Lagenstaffel. Sieben Mal wurden die Nikar- Frauen, einmal die Männer mit Trainerin Ursel Wirth- Brunner deutscher Mannschaftsmeister. Ursel Wirth Brunner. Foto: RNZ Die Rektorin an der Internationalen Gesamtschule im Hasenleiser war eine disziplinierte und konse- quente Frau. Wenn ihr etwas nicht gefiel, sagte und erklärte sie es. Sie hörte 1984 nach L.A. als Trai- nerin auf, weil es im deutschen Schwimmen den ersten Dopingfall gegeben hat. Betrug im Sport dul- dete sie nicht. Die Kommunalpolitikerin, die von 1989 bis 1994 im Heidelberger Gemeinderat mit- arbeitete, trat aus der CDU aus, als Bundeskanzler Helmut Kohl sein Ehrenwort für wertvoller hielt als die Gesetze der Republik, und sie verzichtete auf das tägliche Schwimmen im Thermalbad, als die Stadtverwaltung die von Oberbürgermeister Rein- hold Zundel verliehene Ehrenkarte für die Bäder zu- rückforderte. Mit ihr zu plaudern, war lehrreich. Ein kurzer Anruf konnte drei, vier Stunden dauern. Nachdem ihr Sohn Henning sie für das Fechten be- geistert hatte, widmete sich Ursel Wirth-Brunner mit ihrer ganzen Kraft der neuen Aufgabe als Trainerin im Heidelberger Fechtclub/TSG Rohrbach, und als es dort zwischen ihr und dem Vorstand knirschte, gründete sie 2009 den Fechtverein Heidelberg. Heute sind Henning Wirth, Waheed Shafiq, Tobias Brodkorn und Robert Schwefel oft dekorierte deut- sche Senioren-Meister, auch Beate Christmann und Jonas Gudera wurden Topfechter. Claus-Peter Bach 37