LEISTUNGSSPORT Abend. „Für diese Lüge gibt es eine Revan- che“, sagte der Übungsleiter, „da lass ich mir etwas Besonderes einfallen.“ Sein La- chen verriet, dass diese Revanche nicht all- zu heftig ausfallen würde. Denn seine Ath- letin hatte zuvor schon bekannt, dass das Training anstrengend sei, „mein legendä- res Jammern kann ich nicht unterdrücken.“ Die Reaktion des Trainers: „Wenn mal wie- der gejammert wird am Berg, dann lass ich das an mir abprallen.“ Doch Tino Uhlig, der an zwei Paralympi- schen Spielen teilgenommen hat, weiß genau, wie mit seinen Sportlern umgehen muss. „Wir besprechen auch die Dinge des Alltags miteinander“, sagte er, „ich muss wissen, was meine Athleten bewegt, da- mit ich im Training darauf Rücksicht neh- men kann.“ Dieses besondere Verhältnis zu ihren Trai- nern hoben noch weitere Sportler her- vor. Etwa Basketballprofi Paul Zipser, der sich noch gut an die Trainingslager in sei- ner Jugend mit Landestrainer Reiner Braun erinnern kann. „Du hast viele erziehungs- technische Maßnahmen ergriffen, was dich ab und zu in die Rolle einer Vaterfi- gur geschubst hat, die du sehr gut erfüllt und uns Jungs viel mit auf den Weg gege- ben hast“, lobte Zipser in einer Videogruß- botschaft. Braun hörte dies mit großer Ge- nugtuung. „Im Nachwuchsbereich ist man nicht nur Trainer, sondern auch Erzieher“, sagte Braun, der für sein Lebenswerk aus- gezeichnet wurde. Videobotschaft von Paul Zipser bewegt Reiner Braun Mehr als 40 Jahre hat sich Braun als Ver- bands- und Landestrainer um junge Nach- wuchsspieler gekümmert. Darunter wa- ren neben Zipser, der von Heidelberg über Bayern München für zwei Jahre zu den Chicago Bulls in die NBA gewechselt war, auch spätere Nationalspieler wie Pas- cal Roller, Robert Maras oder Isaac Bonga, der im September mit zum Gewinn des Weltmeistertitels beigetragen hat. In der Stunde des größten Triumphes eines deut- schen Basketball-Teams, darauf hat Lauda- tor Joachim Spägele als Vizepräsident des Deutschen Basketball-Bundes hingewie- sen, habe Bundestrainer Gordon Herbert an „all die Hunderte von Trainer, die sich dem Nachwuchs-Leistungssport verschrie- ben haben, das halbe Dutzend an Landes- trainern, die mit den 14-, 15-, 16-, 17-Jäh- rigen trainieren, diese sichten und letztlich den Bundestrainern Talente heranführen“, erinnert und ihnen gedankt, so Spägele. SPORT in BW 02 | 2024 Der Beleg dieser erfolgreichen Arbeit stand in Form des Origi- nal-WM-Pokals im Raum. Von einem besonderen Trainer- Athleten-Verhältnis hat auch Stefan Saueressig-Fröhling be- richtet. Als Matthias Krieger 17 Jahre alt gewesen sei, so sagte der ehemalige Judotrainer des Deutschen Behindertensport- verbandes (DBS), habe er mit ihm eine große Reise begon- nen. Das war im Jahr 2002. Zu den Stationen zählten auch drei Teilnahmen an Paralym- pischen Spielen. Zweimal hat Matthias Krieger eine Medail- le verpasst, bei der dritten Teil- nahme, 2012 in London, gab’s das ersehnte Edelmetall: Bronze. „Es ist nicht nur eine Geschichte des Erfolgs, son- dern auch der Beharrlichkeit“, sagte Sau- eressig-Fröhling. Weiter führte sein Men- tee aus: „Ich möchte dir auch für deine Haltung und die Werte, die du vertrittst, gratulieren.“ Der meinte bescheiden: „Es ist wichtig, dass man für etwas einsteht. Standhaftigkeit – das muss man üben.“ Dies hat auch Winfried Plötze begeistert. Der Landesgeschäftsführer der BARMER Baden- Württemberg, die den Trainerpreis für Krie- ger auslobte, hob hervor: „Matthias Krie- ger zeigt uns, was geht. Seine sportlichen Erfolge, seine Leistungsbereitschaft und sei- ne positive Lebenseinstellung sind inspirie- rend.“ Mittlerweile hat Krieger die Position von Saueressig-Fröhling übernommen. Und auch schon eigene Erfolge als Trainer vor- zuweisen. Seine Athlet Lennart Sass wurde vergangenes Jahr Weltmeister. Ralf Weber hat Malaika Mihambo bis in die Weltspitze geführt Eine besondere Einstellung hat auch Ralf Weber in seiner Trainerkarriere ausgezeich- net. Denn welcher Trainer hätte nach dem Sieg seiner Athletin bei einer Weltmeister- schaft gesagt: „Ich höre auf.“ Weitspringe- rin Malaika Mihambo hatte er von klein auf bis in die Weltspitze begleitet. Doch dann wurde ihm der Einsatz als Trainer zu hoch, er hatte zu wenig Zeit für seine Familie. „Ralfs Ausstieg ist für viele überraschend gekommen“, sagte Sven Rees, Leistungs- sportkoordinator Leichtathletik Baden- Württemberg, „aber auch das verdient Re- spekt, wie vieles, was er vorher gemacht hat.“ Aufgefallen war Ralf Weber, der den LSVBW- Sonderpreis dem erhielt, Basketball-Vizepräsident Joachim Spägele brachte einen beson- deren „Gast“ mit: WM-Pokal. Leicht ath letik verband schon viele Jahre davor, weil „immer mehr Athleten der LG Kurpfalz in den Landeskadern aufgetaucht sind“. Für Ress war dies keine Überra- schung. „Dass deine Athleten immer top- fit waren, kann man von einem Mathema- tiker erwarten“, sagte er augenzwinkernd mit Blick auf die Fachrichtung des sportli- chen Lehrers. Der orientierte sich jedoch nicht nur an nackten Zahlen. „Ich habe die Emotionen geliebt“, sagte er, „nicht nur bei Erfolgen, sondern auch beim täglichen Training.“ „Die Auszeichnungen sind stellvertretend für die vielen Übungsleiter und Trainer, egal ob ehrenamtlich oder hauptberuflich“, sagte LSVBW-Präsident Jürgen Scholz, „ich finde es toll, dass die Laudatorinnen und Laudatoren aus dem Herzen berichtet haben, genau das macht unseren Sport aus.“ Die 150 Gäste aus Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren sich am Ende der Veranstaltung einig, dass vier besondere Trainer ausgezeichnet wurden. Gezeigt hat sich auch, dass für Spit- zenleistungen neben Leistungszentren und Bundestrainern vor allem ein immens hoher persönlicher Einsatz notwendig ist. n Klaus-Eckhard Jost Tolles Ambiente: Porsche-Museum. 5