SPORTKREISE Tauberbischofsheim | www.sportkreis-tbb.de Sommercamp im „Kasten“ „Es ist Ferienzeit, aber eben nicht für alle. Während viele sich unter südlicher oder nördlicher Sonne am Strand tummeln, bleiben andere im Lande – eine Urlaubsreise ist finanziell nicht drin. Das Sommer - camp für Kinder und Jugendliche im Studienheim „Maria Hilf“ – allgemein als „Kasten“ bekannt – ist da ein ganz spezielles pädagogisches und vor al- lem bezahlbares Angebot. Warum ein solches Angebot so wichtig ist, kann Imhof schnell erklären: „Es gibt viele Familien, die sich eine Ferienreise nicht leisten können. Und es gibt viele Jugendliche, die einfach etwas pädago - gische Unterstützung brauchen.“ Neun Jungs und sechs Mädchen zwischen zwölf und 15 Jahren ha- ben sozusagen das große Ferienlos gezogen, sie kommen aus dem gesamten Südkreis. Imhof hat die Woche organisiert und die Jugendlichen ausge - wählt. Bei der Finanzierung haben sich der Lion’s Club, der „Round Table“ sowie die BSJ engagiert, zudem stellt das Studieninternat Räume und Fahr- zeuge zur Verfügen. Und auch private Sponsoren leisten einen Beitrag – alles zum Wohle der 15 Ju- gendlichen aus sozial benachteiligten Familien. Es ist ein ganz „besonderes Ferienerlebnis mit Lang- zeitwirkung“, berichtet Imhof, denn „chillen“ steht nicht auf dem Programm. Vielmehr Spaß und Spiel, aber auch eine eigene Beteiligung an den diversen Angeboten. Einkaufen und das Mittagessen zube - reiten etwa, aber auch Basteln, sowie Erlebnisse, die die Mädchen und Jungs sonst nicht haben, und Gemeinschaftsleben stehen auf der Agenda. „Ge- büffelt“ wird, wenn auch nicht übertrieben, auch, denn „Küchensprache ist Englisch“, und für das Einkaufen wird auch „ein bisschen Mathematik“ gebraucht. Schließlich muss berechnet werden, was und wieviel gebraucht wird, damit alle satt wer- den. Die Küchencrew ändert sich täglich, auch für weitere Angebote müssen sich die Jugendlichen täglich neu in die Listen eintragen. „Alle machen alles“, erklärt Imhof das Prinzip, „alle müssen mal ran!“ Dass das Konzept ankommt, zeige sich alleine schon daran, dass immer wieder ehemalige Som- mercamp-Teilnehmer erneut dabei sind oder als Betreuer mitwirken wollen und das dann auch tun. Und so macht er deutlich, dass „alle, die das Som- mercamp unterstützen, einen wichtigen Beitrag leisten.“ Wobei „Ferien-“ oder „Urlaubsangebot“ nur die – bestenfalls – halbe Wahrheit ist. Tatsächlich findet eine sozialpädagogische Erlebnis-Woche statt. Die Jugendlichen lernen sich kennen, unterstützen sich gegenseitig, müssen Rücksicht aufeinander neh- men, bilden Teams und lernen auch ihre Grenzen kennen. „Hier kommen alle einmal an ihre Grenzen, und das ist gewollt“, sagt Imhof. Es sei schon des- halb wichtig, damit die Jungs und Mädchen erken- nen, „wann es nötig ist, einander zu helfen und zu unterstützen“. Das zeigt sich auch beim Mittages- sen, denn ein spezielles Kartenset – alle müssen eine Karte ziehen – erklärt Mädchen und Jungs zu jungen Leuten mit Beeinträchtigungen und Handi - caps – ob Rollstuhl, Seh- oder auch Hörbehinde- rung – oder eben zu Helfern. „Und dann müssen die eben den anderen die nötige Unterstützung geben.“ Und hinterher sind natürlich Aufräumen und Abwasch zu erledigen. Was sonst noch geboten ist? Eine Bootstour auf der Tauber etwa, ein Rundflug in einer Sportmaschine – „für die allermeisten ist es das erste Mal, dass sie fliegen“ – und eine Übernachtung außerhalb von Bad Mergentheim „mit allen Ohne-Extras: kein Handy, kein Strom, kein fließend Wasser“, erklärt Spiel und Spaß, Kochen. Foto: Hans-Peter Kuhnhäuser Imhof. Das sei zweifellos „eine Herausforderung, aber da lernen die Jugendlichen viel über sich selbst und wie man sich in der Gruppe verhalten muss, wenn’s mal kritisch wird“. Überhaupt, die Mädchen und die Jungs sind nicht allesamt pflegeleicht – das bekommt der Besucher mit. Einige haben ech- te Probleme und sind genau deshalb auch ausge- wählt worden. „Sie brauchen besondere Unterstüt- zung“, sagt Imhof. So kann ein Junge nicht lesen und schreiben, ein Mädchen hat ganz offensicht- lich ein psychisches Problem. „Wie kann das sein“, fragt sich der Laie, „es gibt doch Schulpflicht?“ Imhof weiß es besser: „Fünf Prozent können nicht lesen und schreiben in Deutschland.“ Immerhin: bei der Ferienwoche „tanken“ auch diese Jugendlichen, so wie alle anderen Teilnehmer, „Selbstvertrauen, Kraft und Zuversicht.“ Und das sei schließlich das „übergeordnete Ziel“, weiß Imhof. Und so können sie „wenn die Schule wieder anfängt, berichten, dass auch sie ein tolles Urlaubserlebnis hatten“. Nicht in fernen Ländern, sondern beim Som- mercamp im „Kasten“. Hans-Peter Kuhnhäuser Dezentrale SportAssistentenausbildung Profil Kinder / Jugendliche Die Veranstaltung wird nach dem großen Erfolg der vergangenen Jahre zum 13. Mal von der Badischen Sportjugend im BSB Nord e.V. in Kooperation mit der Sportjugend Tauberbischofsheim dezentral durchgeführt. Nach Abschluss des Lehrgangs er- halten die Teilnehmer ein Zertifikat. Ganz wichtig: Diese Ausbildung ist auch für Freizeitbetreuer hoch- interessant! Mit dieser Ausbildung ist man als Frei- zeitbetreuer abrechnungsfähig über das OASE- Programm. Mit Abschluss der SportAssistenten-Ausbildung können die Teilnehmer sowohl die Jugendleiter- Lizenz als auch die Übungsleiter-Lizenz C Profil Kin- der absolvieren. Die erste Woche, der so genannte Grundlehrgang der jeweiligen Ausbildungsreihe, entfällt in diesem Fall, so dass der direkte Einstieg in den Aufbaulehrgang (zweite Lehrgangswoche) der jeweiligen Ausbildung erfolgen kann. Voraus- setzung ist, dass die Teilnehmer/-innen noch in die- sem Jahr 15 Jahre alt sind. Die Veranstaltung findet an den beiden Wochen- enden 12./13.10. und 09./10.11.2024 in Tauber- bischofsheim statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 40 Euro pro Person. Anmeldungen sind ab sofort bei der Sportjugend Tauberbischofsheim möglich. E-Mail: sportjugendtbb@t-online.de Telefon 09341 898813 30