SPORTKREISE chen, signalisiert ihnen Gesprächsbereitschaft und erarbeitet mit ihnen in Kleingruppen oder in Ein- zelarbeit Techniken, um den hohen Anforderun- gen im Leistungssport gerecht zu werden. „An- fangs ging es darum, ihnen zu erklären, was sie erwartet und was Sportpsychologie überhaupt ist. Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen waren sie unvoreingenommen. Wichtig ist es, komplexe Zu- sammenhänge bildhaft darzustellen und dann konkrete Techniken an die Hand zu geben, die sie direkt umsetzen können“, sagt Laura Giessing und gibt ein Beispiel: „Halte einen Eiswürfel in der Hand. Das wird nach einiger Zeit unangenehm. Aber anstatt den Eiswürfel sofort fallen zu lassen, spüre die Kälte ganz bewusst und beobachte dei- ne Gedanken und Gefühle. Du wirst bemerken, dass das unangenehme Gefühl nach einer Weile wieder schwächer wird.“ Auch für Unangenehmes im Training, z.B. eine anstrengende Kraftübung, brauchen die Turnerinnen eine Strategie, um da- mit umzugehen. Eine Möglichkeit ist, unange- nehmes oder sogar schmerzhaftes so neugierig zu beobachten, als hätte man es noch nie gesehen. Falls der Schmerz stark bleibt, kann es helfen, die Aufmerksamkeit gezielt auf den Atem lenken. Doch Laura Giessing zielt in ihrer Arbeit nicht nur darauf ab, zum richtigen Zeitpunkt eine optimale Leistung abrufen zu können. Ihr Ansatz greift tie- fer. Sie will bei ihren Schützlingen ein Bewusstsein für die eigenen Bedürfnissen schaffen und so die Selbstfürsorge stärken. Sie sollen erkennen, wie wichtig der Wechsel von Belastung und Erholung ist; wie wirksam auch kleine Pausen sind und was ihre Erholung unterstützt. „Die Trainingsumfänge der Mädchen sind mit häufig mehr als 20 Stun- den in der Woche sehr hoch. Sie müssen ständig neue Elemente und Techniken lernen, viele er- fordern anfangs Mut“, ist ihr zudem die Angst- überwindung ein Anliegen. „Ich lasse die Mädchen auch mal während des Trainings stille Selbstge- spräche führen. Dadurch lernen sie die Dinge, die sie mögen oder stören, zu verbalisieren. Es geht dabei darum, ein Bewusstsein für die eigenen Ge- danken zu schaffen und wie sie sich auf das Ver- halten auswirken.“ Digitale Informationsveranstaltung „E-Sport im Verein“ E-Sport. Mitgliederangebote in Zeiten der Corona Krise – schwierige Zeiten erfordern neues Denken. Gera- de in diesen herausfordernden Pandemie-Zeiten, in denen das physische Beisammensein und ge- meinsame Aktivitäten eingeschränkt sind, sind zahlreiche Vereine auf der Suche nach alternativen oder ergänzenden Angeboten für ihre Mitglieder. Der ein oder andere Vereinsverantwortliche stellt sich die Frage, ob man sich mit dem Phänomen E-Sport tiefergehend beschäftigen möchte. Sicher- lich ist der E-Sport kein Ersatz für das Sporttreiben draußen auf dem Platz oder in der Halle – aber er kann vielleicht eine Ergänzung zu dem ohne- hin bereits breit gefächerten Vereinsangebot sein. Der Sportkreis Mannheim bot allen Interessierten am Abend des 4. Dezember digital die Möglich- keit, sich genauer über das Themenfeld zu infor- mieren. Der Geschäftsführer des Sportkreises, Tom Kotzmann, freute sich sehr darüber, die Veranstal - tung gemeinsam mit eSport Rhein-Neckar, der E-Sport-Abteilung des TSV Oftersheim, durch- führen zu können. Abteilungsleiter, ehemaliger Nationalspieler und E-Sport-Koryphäe, Jonas Strat- mann beantwortete in einem kurzweiligen Vor- trag Fragen wie: – Wie baut man eine E-Sport-Abteilung in einem Sportverein auf – wie gründet man einen E- Sport-Verein? – Wie kann man sich für Sponsoren interessant machen? – Wie finanziert man den ersten Gaming-Raum und was kostet das denn überhaupt? – Wie fördert man die Entwicklung von Spielern und Trainern? – Wie gelingt die Beschaffung des nötigen E- Sport-Equipments, ohne die Vereinskasse zu sehr zu belasten? Die Zuschauer erhielten konkrete Tipps zur schnel- len Hilfe und Vorschläge zur Umsetzung. Jonas Stratmann konnte hierbei immer wieder auf ei- gene Erfahrungen verweisen und ganz praktische Beispiele aufzeigen. Hier ist sicherlich bedeutsam, dass der passionierte E-Sportler als gelernter Heil- erziehungspfleger und Internatsleiter über sehr vielfältige Zugänge zur Welt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen verfügt. Sein Anliegen ist es, Jugendliche zu erreichen, die Vereine sonst nicht erreichen würden. Er zeigte auf, wie Kinder und Jugendliche, die allein zuhause sitzen und zocken, über E-Sport-Vereine oder -Abteilungen zurück in die Gesellschaft geführt werden können. Jonas Stratmann (eSport Rhein-Neckar), Tom Kotzmann und Sabine Hamann (Sportkreis Mannheim), sowie Ilka Harbich (SOTEC GmbH). Foto: Sportkreis Mannheim Deutlich wurde in seinem Vortrag die Unterschei- dung von „Gaming“ und „E-Sport“. Während beim Gaming die Zeit allein daheim vor dem Com- puter verbracht und oft auch verschwendet wird, ist E-Sport kompetitiv, auf Wettkampf ausgerichtet, und wird gemeinsam betrieben. Es geht hier, wie bei anderen Sportarten um Teamspirit, um Kon- zentration, um strategisches Denken, um Kampf- geist, Durchhaltevermögen und um Zuverlässig- keit. Gut dreieinhalb Jahre nach Gründung gibt es in der E-Sport-Abteilung des TSV Oftersheim rund 150 Mitglieder, die im Jahr 2019 eingeweihten 350m² E-Sport-Leistungszentrum in Mannheim trainieren. Dass es keine neue Vereinsgründung, sondern die Abteilungsgründung eines traditio- nellen Vereins war, war sicherlich ein Weg, der die Akzeptanz einer breiten Basis für das Vorhaben in Oftersheim sicherte. In Deutschland ist der E- Sport bisher nicht als Sportart anerkannt und gilt daher nicht als gemeinnützig. Es gibt aber den- noch Wege, E-Sport-Abteilungen in Sportvereine einzubinden, ohne die Gemeinnützigkeit zu ver- lieren. In dieser wie in vielen anderen Fragen bot Jonas Stratmann den Zuhörern Hilfe und Unter- stützung an. Untermalt wurde der Vortrag durch kleine Film- beiträge, die einen beeindruckenden Einblick in das Trainingszentrum eröffneten. Jonas Stratmann gab einen Überblick über Organisations- und Trai- ningsstrukturen und sprach auch über die Heraus- forderung, geeignete Trainer zu finden. Eindrück- lich schilderte er die Vorteile, die sich für einen Verein durch die Gründung einer E-Sport-Abtei- lung ergeben könnten und nannte die Stichworte Digitalisierungshelfer, neue Kooperationsmög- lichkeiten oder erhöhte Reichweite für den Ge- samtverein. Er bewertete die Verbindung des E-Sport mit einem bewegungsintensiven Sport- angebot und zeigte Wege auf, wie auch in be- stehenden Abteilungen Menschen für den E- Sport begeistert werden können. Ilka Harbich von der Firma SOTEC GmbH in Lau- denbach gab im Anschluss Einblicke in die Hard- ware und mögliche Kostengestaltung eines E- Sport-Konzepts und stellte „E-Sport as a service“ vor. Als Ausstatter des E-Sport Leistungszentrums kann die Firma Ansprechpartner für die techni- sche Umsetzung von E-Sport Angeboten im Ver- ein sein. Zu sehen ist der Vortrag auf dem Twitch- Kanal von eSport Rhein-Neckar unter: https://www.twitch.tv/eSportrn 30 SPORT in BW 1| 2021