SportkreiSe Fanprojektler Martin Willig sagt adieu Das Fanprojekt Mannheim kümmert sich um die Belange und Sorgen der jungen Fans des SV Wald- hof. Es wendet sich mit seiner zielgruppenorien- tierten Straßensozialarbeit an jene Fußballfans, die von Ausgrenzung bedroht, sozial benachteiligt oder mit Institutionen in Konflikt geraten sind und die von anderen sozialen Angeboten nicht oder kaum erreicht werden. Drei Mitarbeiter bieten hier gemeinsam seit vielen Jahren praktische Hilfe und wirken zugleich als “Dolmetscher” und Vermitt- lungsinstanz zwischen Fan und Institution. Einer von ihnen sagt nun Adieu: Martin Willig geht nach 45 Berufsjahren, 15 davon beim Fanprojekt, des- sen Träger der Sportkreis Mannheim ist, in den wohlverdienten Ruhestand. Nachdem der seit 2008 als “Fan-Streetworker” tätige Martin Willig beim letzten Heimspiel seines SV Waldhof schon gebührend von Verein und Fans verabschiedet wurde, folgte nun eine Abschieds- feier in kleinerem Kreis, wo sich Sportkreisvorstand, vertreten durch die Vorsitzende Sabine Hamann, Teammitglieder, Vertreter der KOS (Koordinie- rungsstelle Fanprojekte) und etliche Wegbegleiter bei einem kühlen Eichbaum Ureich, wie es eben so üblich ist, an gemeinsame Zeiten erinnern konn- ten. Schon in seiner Kindheit hat Martin Willig die Lie- be zum Fußball entdeckt: Damals lebte er im Jo- hann-Peter-Hebel-Kinderheim und trat zwischen 1969 und 1976 als Straßenfußballer im Team der Einrichtung gegen Mannschaften aus der Region an. Als er mit zwölf Jahren sein erstes Waldhof- Spiel sah, war er sofort Feuer und Flamme für die Blau-Schwarzen und der Grundstein für sein le- benslanges Fan-Sein war gelegt. Aber es war ein weiter Weg, bevor er die Leidenschaft zur Profes- sion machen konnte. Zunächst absolvierte er eine V.l.: Sabine Hamann (Sportkreisvorsitzende), Martin Willig, Tilo Dornbusch, Thomas Balbach. Foto: Sportkreis Mannheim Lehre zum Landschaftsgärtner, bevor er zum Ju- gend- und Heimerzieher umschulte. Sicherlich prägte ihn bei seinem Wunsch, für Kinder Vorbild zu sein, die eigene Kindheit und Jugend, denn er konnte sich hineinfühlen in die jungen Menschen in herausfordernden Lebensumständen, weil er dasselbe erlebt hatte. Seine Arbeit beim Fanprojekt Mannheim stand unter dem Teamgedanken, er absolvierte zahlrei- che Fanfahrten, pflegte Kooperationen mit Men- schen und Institutionen. Wie kaum ein anderer ist dieser Job geprägt von Kommunikation, der Kunst Zuzuhören und von einer Teamfähigkeit, die das Fanprojekt unter der Leitung von Thomas Balbach eben ausmacht. Gemeinsam haben Martin Willig, Thomas Balbach und Tilo Dornbusch die Ange- bote für jugendliche Fans des SV Waldhof Mann- heim unter Einbezug der Fanstrukturen weiterent- wickelt. Nach dem Ausscheiden von Martin Willig wird nun ein Nachfolger zu finden sein, der die Lücke wieder schließt und mit dem Team ebenso gut harmoniert, wie Martin Willig dies tat. Die Stel- le ist bereits ausgeschrieben. Langeweile wird für Martin Willig im Ruhestand sicherlich nicht aufkommen, denn seine Leiden- schaften sind breit gefächert: Er ist nicht nur ein Mann des Fußballs, sondern auch ein Mann der Worte: Gemeinsam mit Teamkollege Tilo Dorn- busch hat er das Buch “111 Gründe, den SV Wald- hof zu lieben” verfasst, ergänzt wird sein Schrift- gut durch zahlreiche Gedichtbände. In vielen davon verarbeitet er Geschichten der Jugendlichen, mit denen er arbeitet. Sicherlich werden hier noch weitere Veröffentlichungen zu erwarten sein. Auch sein Geschichts- und Geschichtenwissen ist außer - gewöhnlich – bei Führungen durch das Carl-Benz- Stadion oder über die Fußballplätze der Stadt weiß Martin Willig zahlreiche Fakten und Anekdoten zu erzählen, die oft erstaunen, verwundern und berühren. Diese beliebten Stadtteil-Touren vom Schlammloch zum Spiegelschlöss’l werden auf jeden Fall weiter stattfinden und so war es folge - richtig, dass seine Abschiedsfeier in den Ruhestand an einer ebendieser Kultstätten stattfand: im Spiegelschlöss’l, einer Kneipe direkt gegenüber von Sepp Herbergers einstiger Wohnstätte und einem wahren Eldorado für Fußball-Nostalgiker. Der Sportkreis Mannheim sagt “Auf Wiedersehen”, lieber Martin Willig, bedankt sich herzlich für 15 Jahre engagierte Arbeit und wünscht für den Ruhe - stand viele schöne Erlebnisse und eine gesunde und glückliche Zeit! 100 jahre polizei-Sportverein Mannheim jubiläum. Ein ganzes Jahrhundert ist es, dass der Polizeisport- verein Mannheim gegründet wurde und 100 Jahre Bestehen und Beständigkeit zu feiern, ist etwas ganz Besonderes: 100 Jahre Polizei-Sportverein Mannheim e.V. bedeuten 100 Jahre umfangreiches breitensportliches Engagement, 100 Jahre Sport für junge Talente und Routiniers, 100 Jahre vielfäl - tige Angebote zu aktiver Freizeitgestaltung, Erhal - tung der Gesundheit und sportlicher Betätigung, 100 Jahre Bindeglied zwischen der Bürgergesell- schaft und der Polizei. All dies war mehr als Grund genug, die Sportfamilie des PSV am 7. Juni 2023 zu einer Jubiläumsfeier zusammen zu rufen. Jürgen Dörr begrüßte die Gäste auf dem Vereinssportge - lände. Dörr moderierte den Abend gemeinsam mit Anja Leukert aus dem Polizeimusik-Corps, das seinerseits mit schwungvoller Musik zur Unterhal - tung beitrug. Gegründet wurde der Verein am 1. April 1923 durch die Handballer, was keines- wegs ein Aprilscherz, sondern der Beginn einer Zeit voller Sport und Bewegung war, insbesondere im Handball und Fußball, aber auch im Schieß- sport, Karate, Ski oder Eishockey. Es gab große Erfolge, bittere Niederlagen, Auf- und Abstiege, Talente, Ehrgeiz und hartes Training. Im Jubiläums- jahr befindet sich der Verein auf einem erfreulichen Hoch, sind die Fußballer doch gerade in die A- Klasse aufgestiegen, die Mädchenfußballteams sind erfolgreich und erleben viel Zulauf. Polizei- präsident Siegfried Kollmar beglückwünschte den Verein zum Jubiläum und betonte die “hervorra - gende Funktion“ für den gesellschaftlichen Zusam - menhalt, für die Nachwuchs- und für die Image- werbung der Polizei. Daran knüpfte der Erste Bürgermeister Christian Specht im Namen des Ge- meinderates und des Oberbürgermeisters der Stadt Mannheim an und betonte, dass es ein großarti- ges Engagement bedeutet, einen Verein über 100 Jahre ehrenamtlich am Leben zu halten. Als Ver- treterin des Sportkreises Mannheim und des Ba- dischen Sportbundes gratulierte Sabine Hamann zu einem Jahrhundert Mitgestaltung des öffent- lichen Lebens, gesellschaftlichem Engagement und einer Zeit, in der Generationen von Mitgliedern beim Training, im Wettbewerb und bei vielfältigen geselligen Anlässen Freude, Freunde und auch ein Stück weit Heimat in ihrem Polizei-Sportverein ge- funden haben: “Sport stellt nicht nur einen wich- tigen Teil der Lebensqualität von Einzelnen dar, sondern ihm kommt eine unersetzliche soziale, gesundheitliche und erzieherische Bedeutung zu, er verbindet die Menschen und integriert. Andre- as Pitz, Vizepräsident des Badischen Fußballver- bandes und Uwe Degner vom Badischen Hand- ballverband gingen in ihren Grußworten wie auch schon Sabine Hamann zuvor insbesondere auf die Bedeutung des Ehrenamtes ein. Dass die Früchte und Erfolge der 100-jährigen Arbeit des Polizei- Sportvereins Mannheim zum Wohl der Allgemein - heit gefeiert werden konnten, war und ist nur durch ein hohes Maß an Idealismus und Einsatzbe - reitschaft Einzelner möglich. Das Ehrenamt ist und bleibt die dynamische Kraft im Vereinssport und braucht Förderung, auch durch die Landes- und Kommunalpolitik und sie braucht gesellschaft- liche Anerkennung. Jürgen Dörr nahm zum Abschluss verschiedene Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft vor, unter anderem diejenige seines Vorgängers Hans Fischer, der nach 60 Jahren Vereinszugehörigkeit künftig Ehrenmitglied sein wird. 34 SPORT in BW 07 | 2023