TRAINERPREIS „Yuliya ist sehr perfektionistisch“, cha- rakterisiert Kolosov ihre Trainerin, „das ist auch gut so, denn nur so wird man er- folgreich.“ Ähnlich sieht dies auch Varfolo- meev: „Sie sagt immer, dass wir alles per- fekt machen sollen. Das ist gut so, denn manche Trainer geben auf, Yuliya gibt nie auf.“ Bescheiden gibt die Trainerin, die seit acht Jahren in Schmiden arbeitet, das Lob zurück. „Ich hatte Glück, dass in mei- ner Trainerkarriere so ein Mädchen wie Darja aufgetaucht ist“, sagt Raskina. Dies sei nicht selbstverständlich. Die 15-jähri- ge Turnerin und ihre 40 Jahre alte Traine- rin verstehen sich gut. Und vertrauen sich gegenseitig. Es war ein mühsamer Weg ohne Garan- tie auf ein Happyend, den Raskina und ihre Gymnastinnen gegangen sind. „Am Anfang wussten wir nicht, wo wir in der Weltspitze stehen“, sagt die Trainerin. Beim ersten Weltcupstart erreichte Ko- losov Platz 25, bei der Weltmeisterschaft 2021 schon Rang 16. „Langsam wissen wir, wo wir stehen“, so Raskina. Auf alle Fälle ist eine deutsche Turnerin bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris sicher am Start. Nicht nur das deutsche Gymnastikteam musste sich orientieren, auch die Trainerin musste sich erst finden. „Am Anfang war ich als Trainerin nicht so ehrgeizig, weil ich als Sportlerin sehr erfolgreich war“, sagt die gebürtige Weißrussin, die in ihrer Kar- riere bei den Spielen 2000 in Sydney Silber im Mehrkampf gewonnen hat und zwei- fache Weltmeisterin geworden war. „Jetzt habe ich verstanden, dass ich das best- mögliche Ergebnis erreichen, also gewin- nen will.“ Trotz der hohen Ziele, die Yuliya Raskina sich und ihren Turnerinnen gesteckt hat, scheint sie die richtige Mischung fürs Trai- ning gefunden zu haben. „Es gab noch keinen Tag, an dem die Mädchen gekom- men sind und gesagt haben: ‚Ich will nicht trainieren.‘“ Dies bestätigt auch Margarita Kolosov. „Yuliya kombiniert das Training mit Humor und Liebe, sodass es uns gut geht und es keine Quälerei oder Knechte- rei ist.“ So lässt sich dann auch harte Arbeit leicht ertragen. n Klaus-Eckhard Jost Jan Ceselka & Maximilian Pietrek: Gemeinsam unschlagbar Jan Ceselka und Maximilian Pietrek sind Rugbytrainer mit Leidenschaft und einem großen Arbeitsethos. Der eine, Ceselka, ist bereits seit 2011 Landestrainer Baden- Württembergs. Der andere, Pietrek, ist seit 2016 Trainer am Olympia-Stützpunkt (OSP) Metropolregion Rhein-Neckar. Dort geht ihre tägliche Arbeit mit den Nach- wuchsathleten Hand in Hand. In einer Teamsportart mit vielen Charakte- ren und Spielern mit unterschiedlichen Be- dürfnissen hilft es, dass die beiden Erfolgs- trainer verschiedene Typen sind. „Jan ist ein sehr fordernder Trainer. Er macht das, um die Spieler zu fördern und das Beste aus ihnen rauszuholen. Max ist ein kum- pelhafter Typ, der sich jede Sorge anhört und darauf eingeht“, beschreibt Siebener- Rugby-Nationalspieler Carlos Soteras Merz die beiden. Er, genau wie eine große Anzahl der Spie- ler in den baden-württembergischen und deutschen Rugbyauswahlen, ging durch die Schule des Trainer-Duos. Ceselka und Pietrek pflegen ein freundschaftli- ches Verhältnis, auch zum erweiterten Be- treuerstab. Claus-Peter Bach, Vorsitzender des Rugby Verbands Baden-Württemberg (RBW), sieht dies als Grundlage für die er- folgreiche Arbeit, die das Gespann und alle Beteiligten seit vielen Jahren leisten: „Alle Landesauswahlen des RBW – die Männer, Frauen, U18-Junioren und -Juniorinnen, die U16-Jugendlichen und U15-Mädchen – sind bei Deutschen Meisterschaften der Landesauswahlen seit zehn Jahren unge- schlagen. Der Anteil baden-württember- gischer Athletinnen und Athleten an den deutschen Nationalkadern beträgt zwi- schen 37 und 70 Prozent. Entscheidend für den Erfolg der Teams ist ein sehr en- ges und vertrauensvolles Zusammenwir- ken nicht nur der Spieler, sondern auch der Trainer und des Betreuungsstabes, al- len voran zwischen Jan und Max.“ Egal, wen man fragt: Für den Rugbysport im Land sind die beiden ein großer Ge- winn. Doch auch über die Landesgren- zen hinweg hinterlassen sie ihre Spuren, denn zusätzlich zu ihrer hauptamtlichen Arbeit bringen sie sich als Cheftrainer deutscher Nationalteams ein. Maximilian Pietrek erreichte mit der Frauen-National- mannschaft bei der Siebener-Rugby-Euro- pameisterschaft 2022 Rang acht in der Division 1 – vor den großen Rugby-Na- tionen Rumänien und Wales. Jan Ceselka belegte jeweils in der Division 1 mit den U18-Junioren bei der Siebener-Rugby-EM 2022 ebenfalls Platz acht und bei der Fünf- zehner-Rugby-EM Platz sechs. Alle Teams haben den Klassenverbleib in der höchsten Leistungsklasse geschafft. Bleibt zu hoffen, dass Jan Ceselkas und Ma- ximilian Pietreks Leidenschaft für den Rug- bysport noch lange brennt und, um es in den Worten Soteras Merz‘ zu sagen, sie weiterhin „gute Rugbyspieler aus jungen Menschen machen“ n Jennifer Baloni Gegenseitiges Vertrauen: Trainerin Yuliya Raskina und Gymnastin Darja Varfolomeev. Als Typen verschieden, das gemeinsame Ziel immer im Fokus: Das Trainerteam Maximilian Pietrek (l.) und Jan Ceselka pflegt ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Spielern. Fotos: privat SPORT in BW 03 | 2023 7